Rehabilitation nach Fachbereichen

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Dunkelblau = Personen der Religionswissenschaft, die nicht rehabilitiert wurden Lila = Personen der Religionswissenschaft, die emeriert wurden Dunkelgelb = Personen der Wirtschaftswissenschaft, die nicht rehabilitiert wurden Goldgelb = Personen, die emeriert wurden Weiß/farblos = Personen mit einer Fachrichtung, die nicht rehabilitiert wurden
Hellgrün = Personen der Rechtswissenschaft, die nicht rehabilitiert wurden
Dunkelgrün = Personen der Rechtswissenschaft, die emeritiert wurden
Rot = Personen der Sprachwissenschaft, die nicht rehabilitiert wurden
Hellbeige = Personen der Sprachwissenschaft, die emeritiert wurden
Gelb = Personen der Naturwissenschaft, die nicht rehabilitiert wurden
Orange = Personen der Naturwissenschaft, die emeritiert wurden
Violett = Personen der Literaturwissenschaft, die nicht rehabilitiert wurden
Pink = Personen der Literaturwissenschaft, die emeritiert wurden
Hellblau = Personen der Mathematikwissenschaft, die nicht rehabilitiert wurden
Türkis = Personen der Mathematikwissenschaft, die emeritiert wurden
Erklärung: Die Grafik zeigt unten links alle Fachrichtungen, deren Personen nicht rehabilitiert wurden. Insgesamt sind es neun Personen und folgende Fachrichtungen: Geschichtswissenschaft, Astrowissenschaft, Agrarwissenschaft, Sozialwissenschaft, Philosophie und Psychiatrie/Neurologie. Die farbig hervorgehobenen Namen werden einer Fachrichtung zugeordnet, deren Vertreter*innen entweder emeritiert oder nicht rehabilitiert wurden. Die Rechtswissenschaft umfasst sieben Personen, von denen vier emeritiert wurden, drei jedoch nicht. Zur Wirtschaftswissenschaft und zur Religionswissenschaft gehören jeweils vier Personen. Von diesen Personen wurden bei beiden Fachrichtungen jeweils drei nicht rehabilitiert und nur jeweils eine emeritiert. Die Tendenz zeigt, dass eher keine Rehabilitation stattfand. Nur bei Rechtswissenschaft überwiegt die Zahl der Personen, die tatsächlich emeritiert wurden.
Tabelle 1: Fachbereiche und Rehabilitation:
Fachbereich | insgesamt | % | Rehabilitation | % |
Rechtswissenschaft | 7/35 | 20% | 4/7 | 57,1% |
Literaturwissenschaft | 3/35 | 8,5% | 1/3 | 33,3% |
Mathematik | 2/35 | 5,7% | 1/2 | 50% |
Sprachwissenschaft | 3/35 | 8,5% | 1/3 | 33,3% |
Wirtschaftswissenschaft | 4/35 | 11,4% | 2/4 | 50% |
Religionswissenschaft | 4/35 | 11,4% | 2/4 | 50% |
Agrarwissenschaft | 1/35 | 2,8% | 0/1 | 0% |
Astrologie | 2/35 | 5,7% | 0/2 | 0% |
Sozialwissenschaft | 2/35 | 5,7% | 0/2 | 0% |
Psychiatrie/ Neurologie | 2/35 | 5,7% | 0/2 | 0% |
Geschichtswissenschaft | 1/35 | 2,8% | 0/1 | 0% |
Philosophie | 1/35 | 2,8% | 0/1 | 0% |
Naturwissenschaft | 3/35 | 8,5% | 1/3 | 33,3% |
Rehabilitation / Wiedergutmachung erhalten

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Rot = Personen, die weder rehabilitiert noch emeritiert wurden und keine bekannte
Wiedergutmachung erhalten haben
Blau = Personen, die eine Wiedergutmachung erhalten haben oder/und emeritiert wurden
Lila = Personen, die entweder eine Wiedergutmachung erhalten haben oder emeritiert bzw. rehabilitiert wurden
Erklärung: Die Grafik zeigt, ob es Personen gibt, die weder rehabilitiert bzw. emeritiert wurden und zu denen es gleichzeitig keine Angabe zur Wiedergutmachung gibt. Die 15 Personen, die rot gekennzeichnet sind, erfüllen dieses Kriterium. Sechs Personen (blau) wurden sowohl emeritiert als auch haben irgendeine Art der Wiedergutmachung erhalten. Die restlichen 14
Personen (lila) wurden entweder emeritiert und erhielten sonst keine Wiedergutmachung oder wurden nicht rehabilitiert, bekamen aber dennoch eine Wiedergutmachung. Es zeigt sich also, dass nur wenige Personen, die eine Wiedergutmachung erhielten, auch emeritiert wurden. Zu vielen Personen gibt es keine Angabe über eine Art der Wiedergutmachung.
Tabelle 2: Wiedergutmachung und Rehabilitation:
insgesamt | % | |
Wiedergutmachung | 14/35 | 40% |
Rehabilitation | 11/35 | 31,4% |
Wiedergutmachung und Rehabilitation | 6/35 | 17,1% |
keine Wiedergutmachung und keine Rehabilitation | 16/35 | 45,7% |
Tabelle 2 zeigt in Verbindung mit der zweiten Grafik, dass fast bei der Hälfte aller vertriebenen Wissenschaftler der CAU (45,7%) gleichzeitig weder eine Rehabilitation erfolgte noch eine Wiedergutmachung bekannt ist (z.B. Ehrendoktorwürde). Lediglich sechs Personen erhielten bei gleichzeitiger Rehabilitation eine Wiedergutmachung (17,1%). Insgesamt erhielten mehr
Personen eine Wiedergutmachung (40%) als eine Rehabilitation (31,4%). Die Zahlen könnten vermuten lassen, dass die Kieler Universität ihrer Verpflichtung gegenüber den vertriebenen Wissenschaftlern nicht nachgekommen ist, da insbesondere eine Rehabilitation und die damit einhergehende finanzielle Unterstützung ausblieb. Dies könnte jedoch daran liegen, dass nicht alle Vertriebenen nach Deutschland bzw. nach Kiel zurückgekehrt sind und eine
Rehabilitation möglicherweise eben an diese Voraussetzungen geknüpft war.
Denunzierung / Kritik durch Studentenschaft:

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Blau = Personen, die Kritik seitens der Studentenschaft ausgesetzt waren
Rot = Personen, die denunziert wurden
Lila = Personen, die sowohl denunziert wurden als auch von den Studierenden
kritisiert/attackiert wurden
Erklärung: Die Grafik zeigt, dass sieben Personen denunziert wurden. Insgesamt 15 Personen wurden von ihren Studierenden kritisiert bzw. attackiert. Es zeigt sich, dass von den acht Personen, die denunziert wurden, mindestens vier auch mit Repressionen von ihren Studierenden rechnen mussten. Es heißt dabei ‘mindestens’, da ‘keine Angabe’ nicht zwingend heißt, dass die anderen vier Personen, von denen man nichts über ihr Verhältnis zur Studentenschaft weiß, alle unauffällig mit ihren Studierenden zurecht kamen.
Tabelle 3: Studentenschaft und Denunzierung:
insgesamt | % | keine Rehabilitation | % | |
Kritik durch Studenten | 15/35 | 42,8% | 12/16 | 75% |
Denunzierung | 8/35 | 22,0% | 6/8 | 75% |
Kritik durch Studenten und Denunzierung | 5/35 | 14,2% | 4/5 | 80% |
Unterstützung durch Studenten | 2/35 | 5,7% | 1/2 | 50% |
Tabelle 4 zeigt, ob die Kritik der Studentenschaft an den vertriebenen Wissenschaftlern der CAU bei gleichzeitiger Denunzierung mit einer unterbliebenen Rehabilitation korreliert. Eine große Anzahl der Wissenschaftler war einer Kritik der Kieler Studentenschaft ausgesetzt (42,8%). Der überwiegende Teil der kritisierten Gruppe (75%) wurde nicht rehabilitiert. Ungefähr ¼ (22,8%) der Vertriebenen-Gruppe war Opfer einer Denunzierung, von denen ebenfalls der überwiegende Teil (75%) nicht rehabilitiert wurde. Fünf Personen waren der Kritik der Studentenschaft ausgesetzt und wurden gleichzeitig Opfer einer Denunzierung. 80% dieser Gruppe wurden nicht rehabilitiert. Lediglich Hans Engelland gilt als rehabilitiert, da er seine Lehrtätigkeit an der CAU wieder aufnehmen konnte (1963). Felix Jacoby und Julius Stenzel sind die einzigen vertriebenen Wissenschaftler, die von der Studentenschaft unterstützt wurden. Während Jacoby in Form der Emeritierung rehabilitiert wurde, wurde Stenzel nicht rehabilitiert. Somit ist im Ergebnis festzuhalten, dass die ablehnende Haltung der Studentenschaft und eine erfolgte Denunzierung mit einer unterbliebenen Rehabilitation korrelieren. Im Ausnahmefall von Felix Jacoby korreliert die positive Haltung der Studentenschaft mit einer erfolgten Rehabilitation. Im Ausnahmefall Julius Stenzel ist dies wiederum nicht der Fall.
Einfluss der politischen Zugehörigkeit auf eine Wiedergutmachung / Rehabilitation

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Rot = Personen, die vor 1933 oder zum Zeitpunkt der Vertreibung politisch einzuordnen sind. In dem Fall im demokratischen Spektrum (SPD, pazifistisch, republikanisch, liberal nationalliberal usw.).
Blau = Personen, die irgendeine Wiedergutmachung (Ehrendoktor, Ehrensenator, Kulturpreis, Lehrstuhl) der CAU erhielten.
Lila = Personen, die eine Wiedergutmachung durch die CAU erhielten und politisch zugeordnet werden können.
Erklärung: Die Grafik zeigt, wie die politische Zugehörigkeit mit der Wiedergutmachung durch die CAU korreliert. Zu 20 Personen kann man eine politische Zugehörigkeit finden, die sich weitestgehend am demokratischen Spektrum orientiert. Insgesamt bekamen acht Personen eine Wiedergutmachung durch die CAU. Wiedergutmachung wird hier nicht als
deckungsgleich mit Emeritierung verstanden. Es zeigt sich nun, dass es unter den acht Personen vier gibt, deren politische Haltung bekannt ist. Wolfgang Freiherr von Buddenbrock-Hettersdorf bekam zwar auch eine Wiedergutmachung, kann aber aufgrund seiner DNVP-Mitgliedschaft nicht dem demokratischen Spektrum zugeordnet werden. Zu den übrigen drei Personen ist keine politische Zugehörigkeit bekannt. Man kann nun einerseits ableiten, dass
die meisten Personen, die politisch aktiv waren oder eine Haltung hatten, keine
Wiedergutmachung erhielten. Andererseits ist zu vielen Personen aber auch keine politische Haltung bekannt.
Tabelle 4: Politische Zugehörigkeit, Rehabilitation und Wiedergutmachung
insgesamt | % | Rehabilitation | % | Wiedergutmachung | % | |
oppositionell | 15/19 | 78,9% | 7/19 | 36,8% | 5/19 | 26,3% |
NS- Sympathisanten | 3/19 | 15,7% | 1/3 | 33,3% | 2/3 | 66,6% |
NSDAP-Mitglied | 1/19 | 5,2% | 0/1 | 0% | 0/1 | 0% |
Tabelle 5 zeigt in Verbindung mit der fünften Grafik den Einfluss der politischen Zugehörigkeit der vertriebenen Wissenschaftler auf eine Rehabilitation und/oder Wiedergutmachung seitens der CAU. Insgesamt können von den 35 Personen nur 19 ausgewertet werden, da zu 16 Personen keine Informationen zur politischen Zugehörigkeit vorliegen. Zu Rudolf Heberle liegt zwar die Information vor, dass er “parteilos” war. Daraus kann jedoch keine politische Einstellung – z.B. im Sinne von “politisch neutral” – abgeleitet werden. Außer Heberle liegen zu 10 weiteren Wissenschaftlern ebenfalls keine Informationen über eine Parteizugehörigkeit vor. Zu diesen 10 Personen ist jedoch trotzdem eine politische Einstellung bekannt. Deshalb kann die politische Einstellung der Wissenschaftler nicht auf eine Parteizugehörigkeit reduziert werden. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund zu sehen, dass KPD-Mitglieder bereits ab dem Zeitpunkt der Machtergreifung politisch verfolgt wurden und letztlich mit dem “Gesetz gegen die Neubildung von Parteien” vom 14. Juli 1933 alle Parteien außer der NSDAP verboten wurden.80 Auch wenn bekannt ist, dass Heberle vor 1933 republikfreundlich eingestellt war, bedeutet dies nicht, dass er diese Einstellung auch nach 1933 beibehielt. Das Beispiel von Kurt Kolle zeigt, dass sich die politische Zugehörigkeit von “demokratisch” (vor 1933) in die gegensätzliche Richtung einer Mitgliedschaft in der NSDAP wandelte. Ein weiteres Beispiel ist Karl August Friedrich Skalweit, der vor 1933 nationalliberal
eingestellt war, jedoch ab 1941 Mitglied der NSDAP war. Dementsprechend wird Heberle in der Auswertung hier zu den Wissenschaftlern gerechnet, zu denen keine Angaben zur politischen Zugehörigkeit nach 1933 bzw. zum Zeitpunkt der
Vertreibung vorliegen. Zunächst ist festzustellen, dass mit 78,9% der überwiegende Teil der Wissenschaftler den Nationalsozialisten oppositionell gegenüberstand. Alle dieser Personen erhielten entweder eine Rehabilitation (36,8%) oder eine Wiedergutmachung (26,3%), wobei der Anteil an
Rehabilitierten leicht überwiegt. Wolfgang Liepe, Karl August Friedrich Skalweit und Hans Engelland erhielten in dieser Gruppe sowohl eine Rehabilitation als auch eine Wiedergutmachung. Von den drei als NS-Sympathisanten eingeordneten Personen erhielt eine Person eine Rehabilitation und die anderen zwei Personen eine Wiedergutmachung. Sie stehen damit faktisch auf derselben Stufe mit der Oppositionellen-Gruppe, auch wenn ihre Gruppe mit nur
drei Personen wesentlich kleiner ist. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass bei der Sympathisanten-Gruppe die Anzahl der Wiedergutmachungen überwiegt, während bei der Oppositionellen-Gruppe die Anzahl der Rehabilitationen höher ist. Eine Rehabilitation könnte hier als höherwertig eingestuft werden, da sie mit einer regelmäßigen Geldzahlung einherging,
während eine Wiedergutmachung eher als ein symbolischer Ausgleich anzusehen wäre. Diese Annahme kann hier allerdings nicht hinreichend untermauert werden, da es durchaus möglich ist, dass für einige Personen dieser symbolische Akt schwerer wog als eine finanzielle Entschädigung.
Kurt Kolle war als einziger Wissenschaftler zum Zeitpunkt seiner Vertreibung NSDAP-Mitglied und erhielt weder eine Rehabilitation noch eine Wiedergutmachung. Im Ergebnis kann daher aufgrund der vorliegenden Daten festgestellt werden, dass sich eine Mitgliedschaft in der NSDAP negativ und eine oppositionelle (oder zumindest „nur“ mit den Nationalsozialisten sympathisierende) Position positiv auf eine Rehabilitation bzw. Wiedergutmachung auswirkte.