Universitäre Anstellung im Exil

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Rot: universitäre Anstellung
Blau: Exil Ausland; Exil Deutsches Gebiet
Lila: Überschneidung der beiden Kategorien universitäre Anstellung und Exil Ausland/Exil Deutsches Gebiet
Erklärung: Die Kategorie ‘universitäre Anstellung’ umfasst 21 Personen. Die Kategorien ‘Exil im Ausland’ und ‘Exil Deutsches Gebiet’ umfassen jeweils 16 Personen bzw. 12 Personen. Beide sind blau markiert und ergeben zusammen 28 Personen. Die Überschneidung der beiden Kategorien zeigt, dass 19 von 28 Personen, die im Exil waren, dort auch eine universitäre Anstellung hatten. Die übrigen Personen, die keine universitäre Anstellung hatten, waren anderweitig beschäftigt (Autor, Lehrtätigkeit, private Forschung). Zu vier Personen (Adolf Fritz Brüggemann, Carl Wesle, Walther Max Adrian Schücking, Berthold Hans Alfred Lichtenberger), die im Exil waren, gibt es keine Angabe zu ihrer Forschungstätigkeit im Exil.
Tabelle 1: Universitäre Anstellung und Forschung im Exil:
Exil deutsches Gebiet | – | 12/35 | 34,2% |
Exil Ausland | – | 16/35 | 45,7% |
Universitäre Anstellung nach Vertreibung | – | 21/35 | 60% |
– | davon im deutschen Gebiet | 7/35 | 20% |
– | davon im Ausland | 12/35 | 34,2% |
Forschung im Exil | – | 25/35 | 71,4% |
Keine Angabe zur Forschung im Exil | – | 9/35 | 25,7% |
Erklärung Tabelle 1:
Die Tabelle 1 zeigt in Verbindung mit der ersten Graphik, ob die vertriebenen Wissenschaftlerinnen der CAU Kiel ihre Forschung im Ausland oder in Deutschland fortführen konnten. Zu vier exilierten und fünf weiteren Personen (25,7%) gibt es keine Angaben zur Forschungstätigkeit im Exil. Dies ist auf fehlende Daten bzw. die fehlende Exilierung zurückzuführen. Von insgesamt 35 betrachteten Wissenschaftlerinnen waren zwölf Personen auf deutschem Gebiet im Exil (34,2%), 16 weitere fanden Exil im Ausland (45,7%). Über Ernst Fraenkel und Georg Sterz ist bekannt, dass sie zwar vertrieben, aber nicht exiliert wurden. Darüber hinaus hatten beide eine universitäre Anstellung inne.
Insgesamt zählt dies für 60% der Vertriebenen. Auf deutschem Gebiet hatten 20% der Vertriebenen eine universitäre Anstellung, während im Ausland sogar 34,2% eine solche hatten. Nach dem Kenntnisstand über universitäre Anstellungen kann angenommen werden, dass nicht nur die Lehrtätigkeit ausgeübt, sondern darüber hinaus außerdem geforscht wurde. Davon abzuleiten ist wiederum, dass 21 der 35 Personen auf diese Art und Weise Forschung ausüben konnten. Heinrich Freiherr Rausch von Traubenberg forschte hingegen privat, Kurt Kolle und Emil Fuchs gingen einer Autorentätigkeit nach und forschten damit nur im weitesten Sinne und Wolfgang Liepe ging einer Lehrtätigkeit in einem anderen Rahmen nach und Felix Jacoby arbeitete als Research Worker, was keine konkreten Rückschlüsse auf eine Forschungstätigkeit zulässt. Insgesamt haben 71,4% Forschung im Exil betrieben
wohingegen zu 25,7% keine Angaben hierzu gemacht werden können.
Einfluss des Fachbereiches auf eine universitäre Einstellung im Exil

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Rot: Rechtswissenschaft Gelb: Sprachwissenschaft Hellgrün: Wirtschaftswissenschaft Rosa: Sozialwissenschaft Schwarz: Psychiatrie/Neurologie Türkis: Religionswissenschaft Dunkelgrün: Philosophie | Dunkelblau: Naturwissenschaft Orange: Mathematikwissenschaft Lila: Astrowissenschaft Hellbeige: Agrarwissenschaft Hellgrau: Geschichtswissenschaft Dunkeltürkis: Literaturwissenschaft |
Erklärung: Die Kategorien bilden alle Fachrichtungen der vertriebenen Wissenschaftler*innen ab. Es ist zu erkennen, dass hier vor allem Rechtswissenschaft (7 Personen), Religionswissenschaft (4 Personen) und Wirtschaftswissenschaft (4 Personen) die meisten Personen umfassen.
Tabelle 2: Fachbereiche der Vertriebenen:
Fachbereich | Universitäre Anstellung | – |
Rechtswissenschaft | 5/7 | 71,43% |
Sprachwissenschaft | 1/3 | 33,33% |
Wirtschaftswissenschaft | 3/4 | 75% |
Sozialwissenschaft | 1/2 | 50% |
Psychiatrie/ Neurologie | 1/2 | 50% |
Religionswissenschaft | 2/4 | 50% |
Philosophie | 1/1 | 100% |
Naturwissenschaft | 2/3 | 66,66% |
Mathematikwissenschaft | 2/2 | 100% |
Astrowissenschaft | 1/2 | 50% |
Agrarwissenschaft | 0/1 | 0% |
Geschichtswissenschaft | 1/1 | 100% |
Literaturwissenschaft | 1/3 | 33,33% |
Erklärung Tabelle 2:
Tabelle 2 zeigt in Verbindung mit der zweiten Grafik das Verhältnis innerhalb der
Fachbereiche zu einer universitären Anstellung nach der Vertreibung. Da die Verteilung der Fachbereiche sowie der zuzuordnenden Personen stark variiert und für die Visualisierung sowie die bessere Auswertbarkeit teilweise außerdem generalisiert wurde, können die folgenden Aussagen nur im Rahmen dieses Projektes und für die CAU Kiel geltend gemacht werden. Auffällig ist, dass in allen Fachbereichen mindestens ein Drittel der zugeordneten Wissenschaftler*innen nach ihrer Vertreibung eine universitäre Anstellung innehatte. Lediglich Berthold Lichtenberger, der bereits vor seiner Vertreibung noch keinen Lehrstuhl besetzt hatte, sondern als Privatdozent tätig war, erhielt im Exil keine universitäre Anstellung. In vier der 13 Fachbereiche liegt der Anteil der an Universitäten Beschäftigten bei 50%, in drei Fachbereichen zwischen 66,66% und 75% und in drei Fachbereichen – Philosophie, Mathematik und Geschichtswissenschaft – sogar bei 100%. Aufgrund der Differenzen in der
Gesamtzahl der Vertriebenen je Fachbereich kann daraus grundsätzlich keine pauschale Schlussfolgerung gezogen werden. Nichtsdestotrotz spiegeln die Werte abermals wider, dass etwa 60% eine universitäre Anstellung nach ihrer Vertreibung innehatten, wobei demnach 40% zumindest während ihrer Zeit im Exil die Tätigkeit an einer Universität aufgeben mussten, was jedoch nicht grundsätzlich an einen Fachbereich geknüpft ist.
Zusammenhang der universitären Anstellung zu der Rehabilitation

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Rot: Universitäre Anstellung
Blau: Keine Rehabilitation
Lila: Überschneidung zwischen den Kategorien ‘universitäre Anstellung’ und ‘keine Rehabilitation’
Erklärung: Die Kategorie ‘universitäre Anstellung’ umfasst 21 Personen. Keine Rehabilitation seitens der CAU erhielten 23 Personen. Zwischen den beiden Kategorien gibt es starke Überschneidungen. 13 Personen hatten nach ihrer Vertreibung aus Kiel wieder eine universitäre Anstellung, wurden aber nach dem Krieg nicht von der CAU rehabilitiert. Zu den in der Grafik nicht farblich hervorgehobenen Personen ist beispielsweise nichts genaues zu ihrer Forschungstätigkeit nach ihrer Vertreibung bekannt, was man als eine feste universitäre Anstellung werten kann (deshalb u. a. Kategorie Research Worker ausgeklammert).
Tabelle 3: Rehabilitation und universitäre Anstellung:
Universitäre Anstellung nach der Vertreibung | 21/35 | 60% |
Rehabilitation | 12/35 | 34,3% |
keine Rehabilitation | 23/35 | 65,7% |
Korrelation universitäre Anstellung nach Vertreibung, aber keine spätere Rehabilitation | 13/21 | 61,9% |
Korrelation universitäre Anstellung nach Vertreibung und Rehabilitation | 8/21 | 38,1% |
Korrelation keine (bekannte) universitäre Anstellung nach Vertreibung und keine Rehabilitation | 10/14 | 71,4% |
Erklärung Tabelle 3
Die Tabelle 3 und die Grafik 3 zeigen die Korrelationen zwischen der universitären Anstellung im Exil und der Rehabilitation durch die CAU Kiel nach 1945 auf. Von den 21 Personen, die eine universitäre Anstellung innehatten, erhielten 13 keine Rehabilitation, was einen Anteil von 61,9% ausmacht. Bereits aus diesem Ergebnis kann gefolgert werden, dass eine universitäre Anstellung im Exil kein alleiniger Grund für eine definitive Rehabilitation durch die CAU Kiel war. Die übrigen acht Vertriebenen erhielten eine Rehabilitation (38,1%), wobei zwei von ihnen einen Lehrstuhl in Kiel be- oder im Nachhinein erhielten. Die 14 Personen, die keine (bekannte) universitäre Anstellung im Exil innehatten, erhielten zu 71,4% keine Rehabilitation, was einen größeren Anteil als bei Vertriebenen mit universitärer Anstellung ausmacht. Es kann also abgeleitet werden, dass bei einer universitären Anstellung im Exil anteilig mehr Personen im Nachhinein durch die CAU Kiel rehabilitiert wurden. Insgesamt erhielten 34,3% der Vertriebenen ungeachtet ihrer Tätigkeiten im Exil eine Rehabilitation durch die CAU Kiel, was einen nie rehabilitierten Anteil von 65,7% ergibt.
Berufliche Wege und außeruniversitäre Tätigkeiten

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Rot: außeruniversitäre Tätigkeit
Blau: keine außeruniversitäre Tätigkeit
Erklärung: Die Grafik zeigt 15 Personen, zu denen eine außeruniversitäre Tätigkeit bekannt ist. Zu 20 Personen ist keine außeruniversitäre Tätigkeit bekannt. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass zu allen sieben Personen, die in keinem Exil waren, auch keine außeruniversitären Tätigkeiten nachweisbar sind.
Tabelle 4:
Keine Angabe zur außeruniversitären Tätigkeit im Exil | 20/35 | 57,1% |
Tätigkeit im Rahmen des Fachbereiches | 11/35 | 31,4% |
Tätigkeit außerhalb des Fachbereiches | 4/35 | 11,4% |
Universitäre Anstellung und außeruniversitäre Tätigkeit | 11/35 | 31,4% |
Erklärung Tabelle 4
Die Tabelle 4 und die vierte Grafik zeigen primär die außeruniversitären Tätigkeiten. Zu knapp 60% gibt es keine Informationen zur außeruniversitären Tätigkeit im Exil. Von den Vertriebenen, die im Exil außerhalb der Universität tätig waren, waren 11 (31,4%) im erweiterten Rahmen ihres Fachbereiches tätig. Sie konnten demnach ihr Wissen nutzen, das sie vor ihrer Vertreibung erlangt hatten, auf unterschiedliche Art und Weise nutzen. Immerhin 11,4%, also vier vertriebene Wissenschaftler, gingen Tätigkeiten außerhalb ihres ursprünglichen Fachbereiches nach. Von über 30% ist bekannt, dass sie sowohl einer außeruniversitären als auch einer universitären Tätigkeit nachgingen. Insgesamt ist es besonders schwierig allgemeingültige Aussagen aus diesen Daten zu ziehen, da die Informationslage nicht als mehrheitlich angesehen werden kann. Nichtsdestotrotz sind Tendenzen erkennbar, die doch einige Schlussfolgerungen zugelassen haben. Zusätzlich zu den bisher beleuchteten Tätigkeiten ist darüber hinaus denkbar, dass die Vertriebenen auch im Exil weiterhin politisch engagiert waren. Es liegen dabei jedoch nur Daten vor, die über die Situation zum Zeitpunkt der Vertreibung Auskunft geben. Auch in diesem Punkt ist bei mehr
als der Hälfte keine Mitgliedschaft in einer Organisation bekannt. Die restlichen 17 Personen waren Mitglieder in ganz unterschiedlichen Organisationen. Es gibt dabei nur sehr wenige Überschneidungen. Letztendlich kann in Verbindung mit den (außer)universitären Tätigkeiten keine sinnvolle und zuverlässige Schlussfolgerung gezogen werden. Daher bleibt es bei der kurzen Beleuchtung der Verhältnisse. Siehe Abschnitt zur politischen Zugehörigkeit für detailliertere Beschreibungen dieser.